Neulich zog mir wieder einmal während einer Reikibehandlung, die ich geben durfte, eine Filmszene durch meine Wahrnehmung.
Das geschieht öfter, diese Szenen, die ich gar nicht unbedingt deuten können muss, sind wie kleine Hinweise von der „geistigen Welt“ an meine Klient*innen. Ich spreche gerne davon, dass wir dann mal wieder zusammen im Kino waren und freue mich immer sehr über diese auch für mich inspirierenden Filmschnipsel.
Bei dieser Klientin begegnete mir die Endszene aus dem Film „Passenger“ (von Morten Tyldum aus dem Jahr 2016).
Für alle die den Film noch sehen und sich überraschen lassen möchten, empfehle ich nicht weiterzulesen (Spoileralarm! ;))
In der Szene erscheint die Crew des Raumschiffes 4 Monate vor dem Erreichen des Planeten, aufgeweckt wie geplant nach 120 Jahren Flug, in der „Großen Halle“, dem Aufenthaltsdeck des Schiffes. Dort ist Vegetation entstanden, Hühner picken herum und Hilfsroboter, die eigentlich Kellner in den verschiedenen Restaurants des Schiffes sein sollten, wuseln gärtnernd durch die Szenerie. Begleitet wird diese Szene von Aurora Lanes Stimme (großartig gespielt von Jennifer Lawrence), die der Crew und den Filmzuschauern davon berichtet, dass sie und Jim Preston (gespielt von Chris Pratt) sich mit den Gegebenheiten an Board arrangiert hätten und das Bestmögliche daraus gemacht hätten (sie sind 89 Jahre zu früh geweckt worden). Sie sagt, dass ihr ein Freund früher auf der Erde ,einmal gesagt hätte, dass man nicht darin stecken bleiben darf, wo man lieber sein möchte, sondern das Beste aus dem machen sollte, was man zur Verfügung hat bzw. wo man gerade ist. Sie schließt damit, dass sie sagt: „Wir hatten ein Leben. Ein wunderschönes Leben.“
Diese Filmszene habe ich dann nach der Reikibehandlung meiner Klientin erzählt, und sie hatte auch tatsächlich sehr schnell eine Idee, warum diese Szene bei ihr aufgetaucht ist.
Mir hing der Eindruck des Films noch etwas länger nach und ich war sehr froh, dass meine Tochter vor ein paar Tagen von „Passengers“ sprach und den Film gerne auch endlich einmal sehen wollte. Also wir zu viert ab auf’s Sofa, Film ausleihen und uns in den Weiten des Alls verlieren…
Das, was Aurora Lane uns Filmzuschauern so herrlich plaktativ in der Endszene verkündet, ist tatsächlich auch ein wichtiger Hinweis in Richtung Stressbewältigung. Der Psychologe Louis Lewitan sagt in einem Interview mit dem ZEIT-Magazin (14/ 2021), dass man auch in Extremsituationen Stress abbauen kann in dem man die Erwartungshaltung an sich selbst, an den Partner oder an die Kollegen überdenkt und die Erwartung loslässt, dass alles wie gewohnt verläuft und wir unser Leben kontrollieren können, oder dass vielleicht eine Regierung alles im Griff hätte. Im Grunde hatte ich in diesem Interview auch schon wieder die Stimme von Aurora Lane im Ohr: „Halte nicht daran fest, wo du jetzt lieber wärst, sondern mach das Beste aus dem, was du hast!“ Wie weise doch manche Filmzitate daher kommen. Aber tatsächlich ist diese Haltung ein Schlüssel zu geistiger und seelischer Entspannung. Wenn man eine Situation nicht ändern kann, versucht man so gut wie es geht mit ihr umzugehen, und sie vielleicht umzudeuten. Viktor Frankl, Psychologe und Begründer der Logotherapie, der mehrere Konzentrationslager überlebte, schrieb in seinem Buch „Der Mensch auf der Suche nach dem Sinn“ davon, dass wir zwar nicht steuern können, was uns passiert, oder was uns im Leben begegnet, dass wir aber steuern können, wie wir auf diese Ereignisse reagieren. Wir haben die Wahl, was wir aus den Gegebenheiten machen. „Mach das Beste aus dem was da ist!“
Was dir zum Beispiel dabei helfen kann das Beste daraus zu machen, ist einfach mal anfangen abends direkt vor dem Schlafengehen (am Besten tatsächlich im Bett sitzend) in ein kleines – oder größeres – Notizbüchlein fünf Dinge aufzuschreiben, die an dem vergangenen Tag schön waren, gut gelaufen sind, wofür du dankbar bist. Das können Kleinigkeiten sein, ein Lächeln (ist zur Zeit hinter den Masken etwas schwerer zu erkennen, aber dennoch wahrnehmbar!), ein gutes Wort, die Bahnfahrerin, die die Türen nochmal aufgemacht hat, so dass du nicht auf die nächste Bahn warten musst, der nette Mitmensch, der dein verlorenes Handy in die Hände der Ordnungsamt-Mitarbeiterin gelegt hat, so dass du es schnell und unversehrt wieder bekommen hast :), die aufgehaltene Tür zur Bäckerei, eine schöne Blume, das Singen eines Vogels… oder oder oder oder… Es gibt so viele kleine Dinge, die das Leben lebenswerter machen und wenn du beginnst diese Kleinigkeiten jeden Abend in besagtes Notizbüchlein zu schreiben, merkst du nach einiger Zeit, wie es sich immer mehr füllt. Wenn du dann immer mal wieder abends nachliest, was sich schon alles an positiven Dingen dort angesammelt hat, gibt dir das ein beruhigendes Gefühl. Wir fühlen uns wohl und sicher an Orten oder in Zeiten, in denen uns Gutes widerfährt und in denen wir ruhig werden. Mit diesem Gefühl wirst du auch besser schlafen und ausgeruhter in den nächsten Tag starten. Und dann bist du bereit das Beste aus dem zu machen, was da ist.
Es braucht nicht viel für diesen Effekt. Es reicht das „einfache“ Machen!
Vielleicht schreibe ich heute in mein Büchlein: In einem simplen Hollywood-Film eine tiefe Erkenntnis entdeckt zu haben…
In diesem Sinne: Herzlichst deine Dörte