DoerteLogo_ivnertiert_SW

Loslassen – von seidenen Fäden und robusten Verstrickungen

„Das geile am seidenen Faden ist ihn loszulassen.“ singt Fynn Kliemann in seinem Song Alles was ich hab. Aber warum ist es manchmal so verdammt schwer nicht nur seidene Fäden sondern auch robustere Verstrickungen loszulassen?

Psycholog*innen sagen das liegt daran, dass uns die Situation, in der wir uns gerade befinden, vertraut ist und sie uns dadurch Sicherheit gibt. Und das gilt selbst dann, wenn die Situation eine beängstigende oder frustrierende ist. Wir verharren lieber in dysfunktionalen Situationen, Beziehungen oder Zusammenhängen, als uns aufzumachen den seidenen Faden oder dickere Seile loszulassen und in eine vermutlich positivere Zukunft zu starten. Das liegt daran, dass wir das Eine kennen und das Andere noch nicht. Das menschliche Gehirn ist darauf trainiert, sich vor der Ungewissheit zu fürchten. Wer garantiert uns denn, dass das, was danach kommt, auch wirklich besser ist? Eben, niemand! Und deswegen fällt es uns häufig so schwer etwas ,auch Ungutes, loszulassen.
Loslassen bedeutet jedes Mal, dass wir uns von etwas trennen und von etwas, oder jemandem verabschieden müssen. Das kann weh tun und Angst machen.
Wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um loszulassen? Spätestens wenn der Leidensdruck hoch wird, sagen klinische Psycholog*innen!
Es gibt vieles, was wir im Laufe unseres Lebens loslassen müssen, von dem wir uns verabschieden dürfen: ein Job, der uns unglücklich macht, oder ein Partner, der uns nicht gut tut, Freunde, die als Weggefährten nur eine begrenzte Zeit an unserer Seite sind, unerreichbare Ziele oder Wünsche, unpassende Lebensentwürfe, Gewohnheiten, die Gift für uns sind, Schönheitsideale und auch Trauer und Schmerz.
Aber was kann uns denn nun helfen, damit das Loslassen leichter fällt?

Ein großes Stichwort hierfür ist die Akzeptanz. Wenn wir die Ereignisse im Leben so annehmen, wie sie sind, mit allem, was uns weh tut oder ängstigt, kann das schon ein großer Schritt in die richtige Richtung sein. Denn, wenn wir etwas annehmen, anstatt dagegen anzukämpfen, sind wir ruhiger und können klarer sehen, was wir vielleicht doch selber tun können, um etwas zu verändern. Hinzu kommen auch noch Gelassenheit und Annahme gegenüber Umständen, die man vielleicht gar nicht verändern kann und Reflexion der Gegebenheiten. Wenn man sein Leben anschaut, sieht man, dass es immer auch Niederlagen oder Scheitern beeinhaltet. Das Wichtige ist nur, dass man dieses Scheitern akzeptiert und integriert. Dann sehen wir, dass das vermeintliche Scheitern uns weiter gebracht und vielleicht einen neuen Weg eröffnet hat. Wenn wir das so sehen können, fällt uns das nächste Scheitern, oder Loslassen, vielleicht schon ein wenig leichter.

Was wir auch loslassen dürfen sind falsche oder hinderliche Annahmen über uns selbst. Konzepte, die uns hindern Neues zu probieren und auch über uns selbst (bzw. über unsere bisherigen Annahmen von uns) hinauszuwachsen. Auch das ist häufig mehr als schwierig, wirken doch limitierende Annahmen oft wie in Stein gemeißelte Glaubenssätze in uns, Alles, was wir bräuchten, um sie hinter uns zu lassen, wäre „einfach nur“ ein wenig Glauben an uns selbst…

Dazu wieder eine wunderbare Filmszene aus dem Dream Works Animation Film Kung Fu Panda (2008, Regie Mark Osborne, John Stevenson). In dem Film leidet der Panda Po darunter, dass er kein vollwertiger Kung Fu Kämpfer, wie seine Idole die furiosen Fünf, sein kann. Er wird zwar zum Drachenkämpfer auserwählt, glaubt aber, genau wie die anderen, daran, dass dies ein Versehen war. Als er zur Krönung seiner Ausbildung endlich die ersehnte Drachenrolle bekommt, die das Geheimnis des Drachenkriegers enthalten soll, findet er in ihr kein Geheimnis, sondern nur eine spiegelnde Oberfläche. Frustriert will er aufgeben und wie die anderen Bewohner das bedrohte Tal verlassen. Po geht zu seinem Vater, einem berühmten Nudelsuppen-Koch und hilft diesem den mobilen Suppenwagen zu beladen und wegzubringen. Er klagt seinem Vater sein Leid und dass er nichts wert und nichts Besonderes wäre. Daraufhin verrät der Vater Po das bis dahin gut gehütete Geheimnis der Geheimzutat zu seiner weithin berühmten Nudelsuppe… „Nichts – denn damit etwas etwas Besonderes wird, muss man nur glauben, dass es besonders ist.“ Dadurch versteht Po auch die Weisheit der Drachenrolle. Er selbst ist das Geheimnis, denn er schaut in sein Abbild, wenn er die glänzende Oberfläche der Rolle betrachtet. …

Wie wunderbar, wenn man unvermutet mal wieder in einem Unterhaltungsfilm eine tiefe Weisheit entdecken kann. Man muss nur glauben, dass man etwas Besonderes ist! Und wenn man beginnt so etwas zu glauben, kann man auch die alten, limitierenden Überzeugungen loslassen und neue positive Überzeugungen kreieren.

Ich habe neulich von einer Freundin eine Postkarte bekommen, auf der steht: „Wer loslässt, hat BEIDE HÄNDE FREI.“ Ja, das ist so wahr, und mit diesen freien Händen kann man dann ganz neue Dinge anpacken und neu loslegen. Ich werde mit meinen beiden freien Händen meine neue berufliche Aufgabe als Dozentin annehmen und sie besonders gut machen… Immer mit den Worten von Po’s Vater im Hinterkopf: „Damit etwas etwas Besonderes wird, muss man nur glauben, dass es besonders ist.“ Ich will glauben, dass ich etwas Besonderes bin! 😉

In diesem Sinne:
Herzlichst deine Dörte!

 

Diesen Beitrag teilen

Weitere Beiträge